in einem bilderreichen Interview
von Thomas Püttmann
Vom 22. September bis zum 25. September fand in Fulda die Herbstkonferenz der deutschen katholischen Bischöfe statt. Die Bischöfe tätigten unter anderem Aussagen zum Gaza-Krieg und zur Wehrpflicht. Aus diesem Anlass wurde der Generalvikar des Bistums Essen, Klaus Pfeffer, im Morgenecho des Hörfunkprogramms WDR5 am 23.9. interviewt.
Das Interview trägt den Titel Kirche ohne Bedeutung? „Wir drehen uns um uns selbst“ und dauert 4 Minuten.
In seiner Anmoderation stellt der Moderator die Frage, ob Aussagen zu tagesaktuellen Themen der Weg seien, um Teil einer modernen Gesellschaft zu bleiben.
Auf die tagesaktuellen Fragen geht der Generalvikar im Verlauf des Gesprächs nur kurz ein. Über weite Teile redet er darüber, woher der Bedeutungsverlust der Kirchen seiner Meinung nach kommt - in sich mit Variationen wiederholenden Bildern, ohne ein einziges konkretes Fakt zu nennen. Die Bilder fasse ich am Ende dieser Seite in aufgehübschter Form in einem Gedicht zusammen.
Das Verwenden von Bildern ohne ein Benennen von konkreten Beispielen oder ein genaueres Umreißen der gemeinten Personen und Gruppierungen lässt natürlich viele Missverständnisse zu. Schon am Anfang spricht der Generalvikar von „wir“, ohne zu erklären, wer damit gemeint ist:
..., dass wir innerhalb unserer Kirche das Problem haben, dass wir uns zu sehr mit uns selbst beschäftigen und auch den Anschluss verloren haben an Menschen, die außerhalb unserer kirchlichen Blasen - will ich mal sagen - unterwegs sind ...
Kurz vor Ende des Interviews erklärt er dannn, wer dort mit „wir“ gemeint ist:
„Wir“ heißt, sowohl diejenigen, die jetzt auf diozösaner Ebene Verantwortung tragen, aber wir versuchen das auch unseren kirchlichen Gemeinden und Gruppierungen zu vermitteln...
Ich verstehe das so, dass im Prinzip alle gemeint sind, die noch eine Bindung an die katholische Kirche besitzen - und das ist auch der Eindruck, der sich mir schon am Anfang des Interviews aufgedrängt hat: Katholiken, alle Hinterwäldler.
Ich kenne an der Basis keine Gottesdienstbesucher, die sich in einer kirchlichen Blase gegenüber der Außenwelt abschotten. Die meisten kommen zur Kirche, um dort im Gebet und in der Liturgie Kraft zu tanken für ihren Alltag, in dem sie im Einklang mit dem Evangelium zu leben versuchen.
Wir alle haben verschiedene berufliche, familiäre und soziale Hintergründe, und als solche verschiedenen Menschen, in verschiedenen Funktionen in der Gesellschaft treffen wir in der Kirche aufeinander.
Das beste Mittel gegen Abschottung nach außen ist also eine Kirche vor Ort.
Jede Art von Profilbildung im kirchlichen Leben, wie sie das Essener Generalvikariat derzeit anstrebt, fördert Blasenbildung und verhindert sie nicht. Das ist dem Wort „Profil“ schon inhärent.
In dieser Hinsicht stellt der Generalvikar im Interview seine eigene Strategieabteilung in Frage.
Für die in meinen Augen richtige Strategie gegen die Bildung kirchlicher Blasen braucht man keine teure bischöfliche Verwaltung: Verschlankt sie und versucht im Gegenzug so viele Kirchen wie möglich vor Ort offen zu halten.
Kirchliche Blasen
Dass wir in kirchlichen Blasen leben
und wahrnehmungslos durch die Gegend schweben,
dass wir uns nur um uns selber drehen
und keine Probleme der anderen sehen,
dass wir den Dialog mit der Welt nicht anstreben,
sondern uns gern hinter Mauern begeben,
dass wir gesellschaftlich Anschluss verlieren,
auf Kirchtürme flüchtend die Landschaft verzieren –
solche Klischees verbreitet, na klar,
der Essener Generalvikar!
E-Mail: thomas.puettmann@kirchead.de