von Thomas Püttmann
Die Spaltung der Liebfrauengemeinde in Altenbochum hat sich in den letzten Jahren deutlich verstärkt und auf die gesamte Pfarrei übertragen.
Aufgabe des Pfarrgemeinderats ist es, auf die unterschiedlichen Bedürfnisse angemessen einzugehen, sie zu moderieren und für ein verständnisvolles Miteinander aller Gruppierungen in der Pfarrei zu sorgen. Stattdessen betreibt der Pfarrgemeinderat in vieler Hinsicht eine einseitig progressiv ausgerichtete, polarisierende Politik, wie zum Beispiel die Durchsetzung der Umgestaltung der Liebfrauenkirche deutlich zeigt.
Auch am Podcast der Pfarrei, einem „Aushängeschild“ des derzeitigen Pfarrgemeinderats, lässt sich ein Spaltung bewirkendes Meinungs- und Stimmungmachen sehr gut belegen.
An prominenter Stellung sehr weit oben auf der Internetseite unserer Pfarrei befindet sich ein Link zum Podcast Kirche im Dorf. Inhaltlich gliedern sich die Episoden in den „Dorfklatsch“, den thematischen Teil und den abschließenden Witz. Die Moderatoren sind der Pfarrgemeinderatsvorsitzende Berthold Jäger (B) und der Seelsorger Holger Breuer (H).
Der Podcast besitzt durchgehend eine progressive Ausrichtung. Die Moderatoren betreiben eine deutliche Meinungsbildung in Richtung eines Umbaus der katholischen Kirche, alternativer Gottesdienstformate und allgemeinerer Formate des Zusammenkommens. Gegenpositionen und kritische Stimmen kommen so gut wie nicht vor.
Alles, woran die Moderatoren verantwortlich beteiligt sind („Auf ein Wort“, Dialogmesse, experimentelle Gottesdienste), wird als erfolgreich, berührend und bereichernd dargestellt. Traditionelles wird dagegen abgewertet.
Ein charakteristisches Beispiel für Abwertung ist das ausgedehnte Fronleichnam-Bashing in Episode 8 ab 7:57. Ich zitiere hier nur das Ende:
H: Ich find ja wichtig, dass wir dabei lächeln. Es könnte ja sein, dass uns noch andere sehen, und dann find ich's gut, wenn sie fröhliche Christinnen und Christen sehen und ...
B: Ja, aber das garantiert doch schon die aufregende Musik immer (lacht).
Hier macht sich der Pfarrgemeinderatsvorsitzende über die Prozessionsmusik lustig und damit über die Bläser, die Chöre, und die anderen Mitsingenden – alles Gruppen, deren Tätigkeit der Pfarrgemeinderat ermöglichen, fördern und unterstützen sollte.
Wo wäre das Problem gewesen, an dieser Stelle jemanden zu Wort kommen zu lassen, der dieses Fest aus Überzeugung und mit Begeisterung feiert, und so das Angebot der Pfarrei zu bewerben statt es zu abzuwerten?
Eine Technik der Meinungs- und Stimmungsbildung ist das verzögerte Zurücknehmen oder Einschränken bildstarker, emotionalisierender Aussagen. Stimmungen und Bilder klingen nach und bleiben, auch wenn die faktischen Inhalte zurechtgerückt oder relativiert werden.
Ein konkretes Beispiel aus dem oben erwähnten Fronleichnam-Bashing:
H: Also ich glaube, das ist eine Frömmigkeitsform, die immer noch 'n bisschen lebendig ist. Es finden sich ganz viele zusammen. Und das ist das, wo ich dann mitgehen kann.
Der Abschnitt „immer noch 'n bisschen lebendig“ erzeugt eine hinterwäldlerische Stimmung: Die wenigen von gestern. Dass es sich keineswegs um wenige handelt, wird zwar im nächsten Satz sofort korrigiert, aber das Hinterwäldlerische wird durch das „Zusammenfinden“ eher verstärkt als relativiert.
Ein zweites konkretes Beispiel aus Episode 17 (13:58).
H: Allein schon wenn ich gucke, wer so kommt, zum Beispiel in unsere Gottesdienste, das finde ich nicht unproblematisch.
Der Moderator sagt hier nicht gleich, was er konkret problematisch findet. Er sagt: „wer so kommt“. Da stellt man sich als Hörer nicht die Frage „Was ist das Problem?“, sondern „Wer ist das Problem?“ und eventuell sogar „Bin ich selbst ein Problem?“. Dadurch wird eine unangenehme Stimmung gegen die Gottesdienstgemeinschaft erzeugt, die auch nicht verschwindet, wenn nach zwei Verzögerungen die Erklärung nachgeschoben wird:
Also,... nicht... Die Leute, die da sind, sind mir lieb und teuer. Es kommen immer weniger junge Leute.
Der Moderator hätte gleich einfach sagen können: Ich beobachte, dass in unsere Gottesdienste immer weniger junge Leute kommen.
Übrigens: Ob alternative Gottesdienstformate das Rezept sind, um nennenswert Jugendliche in die Kirche zurückzuholen, halte ich für fraglich. Ich lade jeden ein, die jungen Menschen in der Dialogmesse am 1.9.2025 auf den Fotos zu zählen!
Gelegentlich legitimieren die Moderatoren ihre Positionen mit der Bibel. Ein Beispiel aus Episode 17 (16:50):
H: Ja, also wenn ich jetzt so in die Bibel gucke und mir ... also ... Ich weiß gar nicht, ob Jesus so der ganz große Gottesdiensttyp war.
Ich setze dieses Vorgehen einmal demonstrativ fort:
T: Also wenn ich jetzt so in die Bibel gucke und mir ... also ... Ich weiß gar nicht, ob Jesus so der ganz große Kindergartentyp war.
Was die Kirche an bewährten Strukturen in 2000 Jahren geschaffen hat, muss sich nicht aus der damaligen Lebenswirklichkeit Jesu legitimieren lassen.
Am 22.3.2025 habe ich den PGR-Vorsitzenden in einem Gespräch auf die einseitige Meinungsbildung im Podcast angesprochen. Seine Antwort haben die beiden Moderatoren in der nächsten Podcast-Episode 15 (6:40) im Wesentlichen inhaltsgleich wiederholt.
Sie bestätigen in der Antwort die Einseitigkeit des Podcasts und sehen darin offenbar kein größeres Problem.
Aus der Podcast-Episode 16 (4:00):
B: Und dann haben wir doch schon vor einiger Zeit Ludgerus in Langendreer stillgelegt. Haste da was... Soll irgendwas Gewalttätiges stattfinden?
H: (lacht) Nee, nichts Gewalttätiges, sondern da ist meditatives Bogenschießen, was ja irgendwie mit Gewalt - glaub ich - überhaupt nichts zu tun hat, sondern eher 'ne Meditationsform ist.
B: Aber geschossen wird - wurde beim letzten Pfarrgemeinderat gesagt...
H: Ja, aber... also das hat, glaub ich, mit Gewalt und Schießen viel, viel, viel weniger zu tun als mit Meditation, Körperspannung und Gedöhne.
B: Es sei denn wir stellen wen in den Weg.
H: Da möchten wir jetzt nicht mehr...
B: (lacht) nein, haben wir auch gar kein Bedürfnis.
Das Zurückrudern der Moderatoren in den letzten beiden Sätzen wurde schon oben als Technik des Stimmungmachens angesprochen.
Es wird etwas gesagt, Bilder und Stimmungen entstehen im Kopf. Dann wird das Gesagte zurückgenommen oder relativiert. Die Bilder und Stimmungen aber bleiben. Das Verkleiden in eine vorgeblich witzige Form ändert daran nichts.
Hier werden die Hörer neugierig gemacht, wer so verachtenswert ist, dass die Moderatoren ihn im Gedankenspiel vor die meditativen Bogenschützen stellen. Wohlgemerkt, der Moderator sagt hier nicht „Es sei denn, da steht wer im Weg”, sondern aktiv „Es sei denn, wir stellen wen in den Weg“. Dadurch bringt er deutlich die gemeinsame Abneigung gegen die Zielperson zum Ausdruck, die stehen bleibt, auch wenn das Bedürfnis nach Gewalttätigkeit im nächsten Satz dementiert wird.
Dadurch, dass die Moderatoren keinen Namen nennen, bewirken sie zugleich eine Einschüchterung. Jeder, der sich nicht konform verhält, kann gemeint sein und kann in Form eines „Witzes“ öffentlich namenlos geächtet werden.
Auf eine solche Weise seine Abneigung gegen eine Person zu demonstrieren und andere einzuschüchtern, sollte meiner Meinung nach in einer katholischen Pfarrei keinen Platz haben.
Der öffentliche Auftritt einer Pfarrei, in der grob 30.000 Katholiken leben, erfordert Ausgewogenheit, Neutralität und das Einhalten ethischer Standards.
Im Podcast findet dagegen eine gewollt einseitige Meinungs- und Stimmungsbildung mit fragwürdigen Mitteln statt. Abwertungen, öffentliche Abneigungsbezeugungen gegen unbenannte Personen und Propaganda spalten viel mehr, als dass sie zu einem gemeinsamen Weg führen, bei dem man auch mit abweichenden Meinungen und Kritik leben können muss.
Die beiden Moderatoren arbeiten gegen die eigentlichen Ziele und Aufgaben eines Pfarrgemeinderats und disqualifizieren sich so als PGR-Mitglieder.
Bis zur Umgestaltung koordinierte ich den Lektorendienst in der Liebfrauenkirche und war Kommunionhelfer. Meine vier Kinder waren hier jahrelang Messdiener und Sternsinger. Dreimal war ich Erstkommunionkatechet - zuletzt in der Pandemie, als ich auch Gruppenstunden per Zoom durchgeführt habe.